Audiologie

Der Wert von Musik für die CI-Rehabilitation Erwachsener

Using Music in Cochlear Implant Rehabilitation is important

Musik kann die soziale Verbundenheit und das persönliche Wohlbefinden unterstützen.[6] Sie spielt für viele Menschen eine zentrale Rolle im Leben – ob mit oder ohne Cochlea-Implantat.[4]  Musik kann sogar zu einem „positiveren Altern beitragen, indem sie Menschen das Gefühl vermittelt, selbstbewusst, fähig und unabhängig zu sein und zugleich negative Emotionen wie Isolation oder Einsamkeit verringert“.[6] Diese Effekte lassen sich in der CI-Rehabilitation nutzen.

Eine enge Beziehung: Die Verarbeitung von Musik und Sprache im Gehirn

Funktionelle Bildgebung in den Neurowissenschaften hat gezeigt, dass die Verarbeitung von Musik eng mit jener von Sprache verbunden ist.[8] Erkenntnisse aus der Forschung legen nahe, dass musikalische Übungen nicht nur Musik- und Sprachwahrnehmung, sondern auch das Sprachverstehen im Störschall fördern. Das liegt daran, dass mit solchen Übungen wichtige Funktionen wie das auditive Arbeitsgedächtnis, die auditive Aufmerksamkeit sowie das Erkennen von Tonhöhen und -dauern trainiert wird.[3,7,10,11] Ältere MusikerInnen zeigen eine bessere Wahrnehmung von Sprache im Störschall und eine größere Kapazität des auditiven Gedächtnisses als NichtmusikerInnen.[10,11]

Die ausgelösten Emotionen, die fokussierte Aufmerksamkeit und die Wiederholung, die das musikalische Training erfordert, können in Verbindung mit den hohen Anforderungen an die zur sensorischen und kognitiven Verarbeitung von Musik und Sprache erforderlichen Prozesse langfristig eine Veränderung zerebraler Strukturen und eine Verbesserung der Sprachverarbeitung bewirken.[12]

Der Einsatz von Musik in der Cochlea-Implantat-Reha

Stand früher allein die Sprachwahrnehmung im Fokus der CI-Rehabilitation, so gewinnen heute Aktivitäten zur Förderung von Musikwahrnehmung und -genuss zunehmend an Bedeutung.[9] Ein systematischer Review bestätigt, dass Musikübungen die Musikwahrnehmung von Menschen mit Hörsystemen verbessern.[13] Zusätzlich zeigt eine Studie mit einer kleinen Gruppe erwachsener, postlingual ertaubter CI-NutzerInnen, die nur begrenzt über Musikerfahrung verfügten, dass musikalisches Üben sowohl die Wahrnehmung musikalischer Muster und von Sprache (in Stille sowie Störschall) verbesserte, als auch den Musikgenuss erhöhte.[14]

Die Rolle der Technologie für die Musikwahrnehmung von CI-NutzerInnen

Wie sehr CI-NutzerInnen Musik genießen können, hängt aber neben persönlichen auch von technischen Eigenschaften des Cochlea-Implantats ab, etwa von der Kodierungsstrategie.[1] FineHearing von MED-EL ist die einzige Klangkodierung für Cochlea-Implantate, welche die Stimulationsrate für Elektrodenkontakte in der zweiten Cochlea-Windung ohne Verzögerung an die Frequenz anpasst, um die natürlichen Tonhöhen der vom Audioprozessor aufgenommenen Klänge möglichst naturgetreu zu stimulieren.

Wird die zeitlich auf die Frequenz abgestimmte Kodierung mit einer dank langer Elektrodenträger möglichen tonotopen Kodierung kombiniert, kann das CI die natürliche Stimulation der Cochlea präzise nachahmen. Ziel dessen ist, dass das Hören mit unseren Cochlea-Implantaten dem normalen Hören so nahe wie möglich kommt.

Detaillierte Einblicke in die FineHearing Klangkodierung erhalten Sie in diesem Podcast mit Peter Nopp, Director of Signal Processing Research bei MED-EL.

Trägt die FineHearing Kodierung unserer Cochlea-Implantate tatsächlich zu einer verbesserten Musikwahrnehmung bei? Wir haben mehr als 100 MED-EL CI-NutzerInnen nach ihrer Meinung gefragt (Antwortmöglichkeiten von 0 „ich stimme überhaupt nicht zu“ bis 10 „ich stimme vollkommen zu“). Die Antworten fallen eindeutig aus (errechneter Durchschnittswert):

Musik in der CI-Rehabilitation

Ausführliche Ergebnisse dieser Umfrage sowie interessante interaktive Tools und Informationen über die Klangqualität von Cochlea-Implantaten und die Vorteile des natürlichen Hörens finden Sie auf unserer neuen Webseite Wie klingt das Hören mit einem Cochlea-Implantat?.

Weitere Einflüsse auf den Musikgenuss mit Cochlea-Implantaten

Erwartungen und Rahmenbedingungen

Abseits physischer und technologischer Faktoren können Einsatzbereitschaft, Erwartungsmanagement und Motivation eine große Rolle für den Musikgenuss spielen.[2] Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, dass CI-NutzerInnen sich bestimmter Hilfsmittel bedienen: Eine ruhige, angenehme Atmosphäre, hochwertige Musikanlagen mit Audiokabelanschluss und visuelle Hinweise (z. B. ein Musikvideo oder ein ausgedruckter Liedtext) können das musikalische Erlebnis unterstützen und steigern.[5]

Bekannte Klänge

Das Hören von vertrauter und weniger komplexer Musik hilft mitunter ebenso.[5] Eine Rehabilitation, die Erwartungen behutsam managt und ein Musiktraining einschließt, das sich auf das Wahrnehmen von Tonhöhen, Klangfarben und Mustern sowie auf das Erkennen von Melodien konzentriert, kann die Wertschätzung und den Genuss von Musik stärken.[14, 13]

Musik in der CI-Rehabilitation & Möglichkeiten der Online-Unterstützung für Erwachsene

Wenn Sie mehr über den Einsatz von Musik im Hörtraining für Menschen mit CI wissen möchten, empfehlen wir Ihnen die Aufzeichnung des ExpertsONLINE Webinars von Johanna Boyer und Christine Rocca:

MED-EL Cochlea-Implantate: Möglichst natürliches Hören

Wie schaffen es die MED-EL Cochlea-Implantate, natürliches Hören möglichst exakt nachzuahmen? Und was macht den Unterschied zu anderen Implantaten aus? Hier erfahren Sie es!

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Referenzen

[1] Arnoldner, C., Riss, D., Brunner, M., Durisin, M., Baumgartner, W., & Hamzavi, >. (2007). Speech and music perception with the new fine structure speech coding strategy: preliminary results. Acta Oto-Laryngologica127(12), 1298-1303. https://doi.org/10.1080/00016480701275261

[2] Bartel, L., Greenberg, S., Friesen, L., Ostroff, J., Bodmer, D., Shipp, D., & Chen, J. (2011). Qualitative case studies of five cochlear implant recipients‘ experience with music. Cochlear Implants International12(1), 27-33. https://doi.org/10.1179/146701010×486435

[3] Besson, M., Chobert, J., & Marie, C. (2011). Transfer of Training between Music and Speech: Common Processing, Attention, and Memory. Frontiers In Psychology2. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2011.00094

[4] Frederigue-Lopes, N., Bevilacqua, M., & Costa, O. (2015). Munich Music Questionnaire: Adaptation Into Brazilian Portuguese and Application in Cochlear Implant Users. CoDAS. 27, 13-20. http://dx.doi.org/10.1590/2317-1782/20152013062

[5] Looi, V., Gfeller, K., & Driscoll, V. (2012). Music Appreciation and Training for Cochlear Implant Recipients: A Review. Seminars In Hearing33(04), 307-334. https://doi.org/10.1055/s-0032-1329222

[6] Hays, T., & Minichiello, V. (2005). The meaning of music in the lives of older people: a qualitative study. Psychology Of Music33(4), 437-451. https://doi.org/10.1177/0305735605056160

[7] Kraus, N., Strait, D., & Parbery-Clark, A. (2012). Cognitive factors shape brain networks for auditory skills: spotlight on auditory working memory. Annals Of The New York Academy Of Sciences1252(1), 100-107. https://doi.org/10.1111/j.1749-6632.2012.06463.x

[8] Limb, C. (2006). Structural and functional neural correlates of music perception. The Anatomical Record Part A: Discoveries In Molecular, Cellular, And Evolutionary Biology288A(4), 435-446. https://doi.org/10.1002/ar.a.20316

[9] Näätänen, R., Petersen, B., Torppa, R., Lonka, E., & Vuust, P. (2017). The MMN as a viable and objective marker of auditory development in CI users. Hearing Research353, 57-75. https://doi.org/10.1016/j.heares.2017.07.007

[10] Parbery-Clark, A., Strait, D., & Kraus, N. (2011). Context-dependent encoding in the auditory brainstem subserves enhanced speech-in-noise perception in musicians. Neuropsychologia49(12), 3338-3345. https://doi.org/10.1016/j.neuropsychologia.2011.08.007

[11] Parbery-Clark, A., Strait, D., Anderson, S., Hittner, E., & Kraus, N. (2011). Musical Experience and the Aging Auditory System: Implications for Cognitive Abilities and Hearing Speech in Noise. Plos ONE6(5), e18082. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0018082

[12] Patel, A. (2014). Can nonlinguistic musical training change the way the brain processes speech? The expanded OPERA hypothesis. Hearing Research308, 98-108. https://doi.org/10.1016/j.heares.2013.08.011

[13] Shukor, N., Lee, J., Seo, Y., & Han, W. (2021). Efficacy of Music Training in Hearing Aid and Cochlear Implant Users: A Systematic Review and Meta-Analysis. Clinical And Experimental Otorhinolaryngology14(1), 15-28. https://doi.org/10.21053/ceo.2020.00101

[14] Smith, L., Bartel, L., Joglekar, S., & Chen, J. (2017). Musical Rehabilitation in Adult Cochlear Implant Recipients With a Self-administered Software. Otology & Neurotology38(8), e262-e267. https://doi.org/10.1097/mao.0000000000001447

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