BCI 602 statt BAHA: Chirurgen einigen sich auf internationale Leitlinien
Das aktive, transkutane BONEBRIDGE BCI 602 Implantat bietet deutliche Vorteile gegenüber perkutanen BAHA-Implantaten. Immer wieder werden BAHAs explantiert und durch die BONEBRIDGE ersetzt. Führende HNO-Chirurgen haben einen internationalen Konsensus erzielt und Leitlinien für die Explantation eines BAHA (bone-anchored hearing aid) mit anschließender Implantation eines BCI 602 erarbeitet.
Weniger Komplikationen, keine permanente Wunde, stattdessen intakte Haut, maximaler Tragekomfort und höchste Zuverlässigkeit – die Vorzüge des aktiven transkutanen BONEBRIDGE Knochenleitungsimplantats sprechen für sich.
Im Gegensatz zu perkutanen Knochenleitungsimplantaten, die Vibrationen über eine die Haut durchdringende Schraube auf den Knochen übertragen, vereint die BB die Vorteile aktiver Stimulation mit transkutaner Technologie. Der externe Audioprozessor sendet Signale durch die geschlossene Haut an das Implantat, das Vibrationen erzeugt und diese direkt auf den Knochen überträgt. Dass die Mikrofone im SAMBA 2 Audioprozessor und das BCI 602 via Induktion miteinander kommunizieren, physisch aber getrennt sind, beugt zudem störenden Rückkopplungen vor, wie sie bei perkutanen Systemen auftreten können.
Zusammengefasst bietet die BB eine komfortable, diskrete und leistungsstarke Lösung für Menschen mit Schallleitungsschwerhörigkeit, kombiniertem Hörverlust oder einseitiger Taubheit:
- Aktive, transkutane Technologie
- Außerordentlich hohe Zuverlässigkeitsrate1
- Unkomplizierte und sichere Operation2,3,4
- Stabile Zweipunktfixierung im Knochenbett
- Hervorragende Hörresultate2,3,4
- Hohe Nutzerzufriedenheit und verbesserte Lebensqualität3
Internationale Leitlinien zur Durchführung der Konversion von BAHA zu BCI 602
Was Hörerfolg und Zuverlässigkeit anbelangt, ist die BONEBRIDGE perkutanen Systemen klar überlegen.1 Das erhöhte Risiko von Extrusionen und Infektionen mit perkutanen Knochenleitungsimplantat-Systemen ist ein wesentlicher Beweggrund dafür, BAHAs durch BONEBRIDGE Implantate zu ersetzen.
Ist die Entscheidung einer solchen Konversion, also einer BAHA-Explantation samt BCI 602 Implantation, erst einmal gefallen, stellt sich die Fragen nach dem „Wie“. Wurden bisher für den Wechsel vom BAHA zur BB ganz unterschiedliche Zugänge und Methoden angewandt, so gibt es seit wenigen Monaten einen internationalen Konsensus führender HNO-Chirurgen aus Europa und Südamerika.
Beteiligt waren Javier Gavilán (Hospital Universitario La Paz, Spanien), Burkhard Schwab (Helios Klinikum Hildesheim, Deutschland), Mario Zernotti (Universidad Católica de Córdoba, Argentinien), Carlos Curet (National University of Cordoba, Argentinien), Diego Marcomini (Sanatorio Franchin, Argentinien), Andrea Albera (Città della Salute e della Scienza di Torino, Italien), Andrea Canale (Città della Salute e della Scienza di Torino, Italien) und Arthur Castilho (Unicamp Hospital de Clinicas Campinas, Brasilien).
Im Rahmen eines Treffens in Denver, USA, diskutierten die Experten auf Basis etlicher realer Fälle mit verschiedener Anamnesen und Beschwerdebildern, wie ein möglichst standardisiertes chirurgisches Vorgehen aussehen könnte.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Trotz des unterschiedlichen Hintergrunds der Beteiligten (andere klinische Abläufe, chirurgische Schulen, Gesundheitssysteme, …) waren sie in der Lage, sich auf ein zweigeteiltes Verfahren zu einigen und dieses in Form chirurgischer Leitlinien festzuhalten: Conversion Typ 1 und Conversion Typ 2.
Präoperative Analyse und Klassifikation der Komplikation als Kriterien
Die Entscheidung zwischen Typ 1 und Typ 2 wird im Vorfeld der BAHA-Explantation getroffen und richtet sich nach dem Grund für die Konversion bzw. nach den präoperativ diagnostizierten Komplikationen. Rund jede zehnte Person mit BAHA klagt über schwerwiegende Beschwerden („major complications“), die durch das Implantat-System verursacht werden.5 Häufig geht es dabei um Infektionen oder Inflammationen mit Schädigung mehrerer Hautschichten.
Beispiele für Komplikationen mit BAHAs:
- Infektion
- Inflammation
- Hämatom
- Extrusion
- Atrophes oder nekrotisches Gewebe
- Granulationsgewebe und Wucherungen
Um die Beurteilung des Schweregrads der Komplikationen zu erleichtern, stützen sich die Leitlinien auf die 5-stufige Klassifikation nach Holgers: Grad 0 (keinerlei Hautreaktion), Grad 1 (Rötung mit leichter Schwellung), Grad 2 (Rötung, Nässen, mittlere Schwellung), Grad 3 (Rötung, Nässen, mittlere Schwellung mit Granulationsgewebe), Grad 4 (evidente Infektionszeichen, die eine Entfernung des Implantats notwendig machen).6
Eine exakte Klassifizierung des präoperativen Zustands ist in jedem einzelnen Fall erforderlich, da sie alle weiteren chirurgischen Schritte bestimmt. In den Leitlinien ist folgende Vorgehensweise festgeschrieben: Die Grade 0-3 indizieren eine Conversion Typ 1. Grad 4 erfordert dagegen eine Conversion Typ 2.
Besonderheiten in der OP-Planung
Beide chirurgischen Verfahren – Conversion Typ 1 und Typ 2 – erfordern eine genaue präoperative Planung, zumal die BAHA-Schraube zusätzliche Herausforderungen für die Platzierung des BCI 602 mit sich bringt. Entscheidend ist, dass jenes Areal, in dem das BCI platziert werden soll, im Zuge der Inzision sowie der BAHA-Explantation möglichst unversehrt bleibt. Die Vorabvisualisierung der BB mittels OTOPLAN kann präoperativ Unterstützung in der Planung bieten. Im Folgenden wollen wir uns die beiden Konversionstypen etwas genauer ansehen.
Conversion Typ 1
Dieses Verfahren kommt bei Holgers Graden 0, 1, 2 und 3 zum Einsatz, also wenn keine offenkundige, ausgeprägte Infektion (Grad 4) vorliegt.
Phase 1: Explantation
Der rautenförmige Hautschnitt nach Limberg sollte wie erwähnt möglichst weit entfernt von jener Stelle gesetzt werden, an der später das BCI platziert wird. Als nächstes folgt die Entfernung der BAHA-Schraube. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn der Verdacht einer Infektion des Knochens besteht. Mit dem entsprechenden Drehmomentschlüssel, einer Zange und/oder einem Schneidbohrer (2, 3 oder 4 mm) wird die Schraube zuerst festgezogen und anschließend explantiert. Um diesen Schritt möglichst kontrolliert und ohne Beschädigung der Dura ausführen zu können, muss eine freie Sicht auf den Knochen gewährleistet sein.
Phase 2: Implantation
Nach einer 5-wöchigen Heilungsphase wird das BCI 602 eingesetzt. Der Ablauf folgt jenem einer „herkömmlichen“ BONEBRIDGE Implantation – allerdings ist aufgrund der vorherigen Eingriffe unter Umständen etwas mehr Flexibilität bei der Platzierung gefordert. Hier zeigt sich eine große Stärke des BCI 602: Das Implantat verfügt über einen flexiblen Übergang und lässt sich zwischen Spule und Wandler stufenlos abwinkeln (horizontal bis zu 90° in beide Richtungen und vertikal bis zu 30°).
Conversion Typ 2
Dieses Verfahren wird angewandt, wenn eine ausgeprägte, klar erkennbare Entzündung vorliegt und/oder Hautgewebe bereits abgestorben ist (Holgers Grad 4).
Phase 1: Explantation
Das BAHA wird analog zu Conversion 1 explantiert – zusätzlich wird atrophes bzw. schlecht durchblutetes Hautgewebe entfernt, um eine gute Vaskularität der Haut zu erreichen. Genau hier zeigt sich der markanteste Unterschied zur Conversion Typ 1: Angesichts entnommener Haut muss der verbliebene Hautlappen zweimal eingeschnitten und in einem 45°-Winkel rotiert bzw. nachgezogen werden. Wichtig ist, dass der Hautlappen möglichst gut durchblutet ist. Mit einem Z-förmigen Schnitt lässt sich die Hautspannung verringern und anschließend die Wunde vernähen.
Phase 2: Implantation
Bei Typ 2 ist die Heilungsphase wesentlich länger und dauert mindestens 5 Monate. Die Implantation des BCI 602 folgt wiederum dem Routine-Ablauf. Einzig die Platzierung kann aufgrund der vorherigen BAHA-Explantation etwas anders als gewohnt verlaufen. Zur verbesserten präoperativen Planung bietet sich OTOPLAN an. Was dem Operateur in diesem Fall abermals zugutekommt, ist die horizontale wie vertikale Flexibilität des BCI 602.
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Blog abonnierenReferenzen
- Systematic review and meta-analysis of audiological and patient-reported outcomes with the BONEBRIDGE active bone conduction implant system. MED-EL 2022: https://go.medel.pro/OutcomesBB
- Magele et al.: Active transcutaneous bone conduction hearing implants: systematic review and meta-analysis. PLoS One, 2019 Sep 16, 14 (9), e0221484.
- Sprinzl et al.: A Surgical Experience and Early Audiological Outcomes with the new Active transcutaneous Bone Conduction Implant, Otol Neurotol, in press.
- Yang et al: Audiological and subjective outcomes of 100 implanted transcutaneous bone conduction devices and preoperative bone conduction hearing aids in patients with bilateral microtia-atresia, Acta Otolaryngol 2020 Aug, 140 (8), 675-681.
- Safety outcomes of bone conduction and middle ear implants: A systematic review, rev. 5.0. MED-EL 2020.
- Holgers et al.: Soft tissue reactions around percutaneous implants: A clinical study of soft tissue reactions around skin-penetrating titanium implants for bone anchored hearing aids. Am J Otol. 1988, 9: 56- 59.
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