9 Gründe für die Relevanz der CI-Elektrode
Die Elektrode eines Cochlea-Implantats bildet die Brücke zwischen Implantat und Ohr – oder anders ausgedrückt zwischen Technologie und Natur – und hat damit einen maßgeblichen Einfluss auf das Hörresultat. Innerhalb der Forschung herrscht zunehmend Einigkeit darüber, dass Sprach- und Musikwahrnehmung mit dem CI besser sind, wenn größere Teile der Cochlea durch den Elektrodenträger erreicht und elektrisch simuliert werden. In diesem Artikel haben wir für Sie aktuelle Forschungsergebnisse zum Einfluss von CI-Elektrodenträgern auf den Hörerfolg zusammengefasst.
- 1 Hörstrukturen reichen tiefer als 1,5 Windungen
- 2 Bessere Sprachwahrnehmung
- 3 Natürlichere Klangqualität
- 4 Mehr Musikgenuss
- 5 Cochleae variieren in Größe und Form
- 6 Selbst die kleinste Cochlea bietet Platz für eine FLEX Elektrode
- 7 Für jede Cochlea die passende Elektrode
- 8 Anatomiebasierte Anpassung
- 9 Intakte Cochlea-Strukturen erhalten
1996 brachte MED-EL das COMBI40+ Cochlea-Implantat mit einer 31 Millimeter langen Elektrode zur Abdeckung der gesamten Cochlea-Länge auf den Markt. Seit damals besteht ein wesentlicher Aspekt der MED-EL Philosophie darin, unsere Implantate möglichst exakt auf die Voraussetzungen und Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten abzustimmen. Die Implantate sollen sich unseren Nutzer*innen anpassen, nicht umgekehrt.
Mittlerweile wissen wir, dass jede Cochlea einzigartig ist. Um den unendlichen Variationen an Formen, Größen und Längen gerecht zu werden, haben wir nicht nur unser Elektrodenportfolio weiterentwickelt, sondern bieten heute zusätzlich eine chirurgische Planungssoftware zur Unterstützung der Elektrodenwahl. Die Software visualisiert unterschiedliche Elektroden präoperativ in der individuellen Cochlea des Patienten. So lässt sich vor dem ersten Schnitt exakt erheben, welcher Elektrodenträger der Cochlea-Länge am besten entspricht und nach der Implantation das volle Potenzial der Cochlea auszuschöpfen vermag.
Im Folgenden befassen wir uns mit neun Aspekten des Zusammenhangs von Elektrodenträger und Hörresultat. Jeder der neun Abschnitte stützt sich auf neueste Forschungsergebnisse und schlägt die Brücke von der Wissenschaft zur täglichen Arbeit mit Ihren Patient*innen.
1. Die Hörstrukturen in der Cochlea gehen tiefer als 1,5 Windungen
Hochauflösende 3D-Synchrotron-Aufnahmen des Cochlea-Inneren zeigen, dass die für die Stimulation relevanten neuralen Strukturen, etwa der Rosenthal-Kanal oder das Ganglion spirale, weiter in die Cochlea reichen, als von manchen Forschenden lange angenommen wurde.[1][2][3]
Die Bildgebung mittels Synchrotron bietet entscheidende Vorteile, wenn es um die Darstellung der winzigen Strukturen der Cochlea geht: Zum einen lässt sich das Anfärben umgehen, das häufig mit einem Schwund verbunden ist. Zum anderen liefert das Synchrotron hochauflösende Darstellungen winzigster Strukturen im Mikrometerbereich, wie sie in diesem Kontrast und Detailreichtum mit anderen Verfahren nicht zu erzielen sind.
“The mean SG angular length of cochleae in the sample set was 2.00 turns, or 720 degrees. The minimum and maximum SG angular lengths observed were 1.84 and 2.22 turns, respectively.”
Dank Synchrotron-Bildgebung haben wir ein besseres Verständnis der komplexen Anatomie der Cochlea. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass sich das Ganglion spirale fast über die gesamte Winkellänge der Cochlea ausdehnt. Studien zeigen, dass sich die durchschnittliche Länge des Ganglions über mehr als anderthalb Cochlea-Windungen, in einigen Fällen sogar über mehr als zwei Windungen, erstreckt.
“From an anatomical standpoint, optimal reach of the spiral ganglion would seem to be at two turns, thereby covering the entire frequency range.”
Publikationen, die auf Synchrotron-Bilder zurückgreifen, zeigen einen weiter in die Cochlea reichenden Verlauf des Ganglion spirale als ältere Studien, die sich auf andere Methoden stützen. Eine Metaanalyse über Veröffentlichungen, die sich zwischen 1968 und 2018 mit der Anzahl und angularen Tiefe von Spiralganglion-Zellkörpern in der Cochlea befassten, zeigt auf, dass diese Zellkörper eine Tiefe von 630° bis 680 °erreichen, also mehr als anderthalb Windungen.[4]
“Spiral ganglion cell bodies inside the Rosenthal’s canal (RC) in the modiolus trunk extended to an angular depth of 630–680° which is near the end of the second turn of the cochlea.”
2. Längere Elektrodenträger sind mit besserer Sprachwahrnehmung assoziiert
2023 wurde eine systematische Metaanalyse mehrerer Studien zur angularen Insertionstiefe von CI-Elektrodenträgern veröffentlicht.[5] Dabei stellte sich heraus, dass 15 der 23 berücksichtigten Studien eine signifikante positive Korrelation oder zumindest einen positiven Zusammenhang zwischen Einführtiefe und Sprachwahrnehmung fanden.
“Deeper insertion of a lateral wall array appears to confer speech recognition benefit up to 600°, with a plateau in performance observed thereafter.”
Eine nach der erwähnten Metaanalyse publizierte Studie kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass “Patienten mit tieferen Insertionen in Aufgaben zum Spracherkennen besser abschnitten“.[6] Zusätzlich wiesen Personen mit tieferen Insertionen deutlichere Verbesserung gegenüber dem präoperativen Zustand auf als Personen mit weniger tief in der Cochlea platzierten Elektrodenträgern.
Sprachwahrnehmung und Insertionswinkel
Weller et al. (2023). Sprachwahrnehmung (Freiburger Einsilber) nach Insertionstiefe: Die Gruppe mit mehr als 630° Insertionstiefe zeigte die besten Ergebnisse, gefolgt von der Gruppe mit mehr als 540° Insertionstiefe.
“Benefit is significantly higher for an insertion angle of 540° - 630° compared to below 360°, with no significant decrease after 630°.”
Aus diesen Erkenntnissen lässt sich schließen, dass bessere Ergebnisse in der Sprachwahrnehmung erzielt werden, wenn Elektrodenträger lang genug sind, um mehr als nur anderthalb Cochlea-Windungen zu stimulieren.
3. Eine tiefe Insertion trägt zu einer natürlicheren Klangqualität bei
Aus der Erkenntnis, dass die neuralen Strukturen tiefer als anderthalb Windungen in die Cochlea reichen, folgt, dass CI-Elektrodenträger mehr als anderthalb Windungen erreichen und stimulieren sollten, um einen möglichst exakten tonotopen Abgleich zu erzielen. Nur wenn eine bestimmte Frequenz genau an jenen Haarzellen stimuliert wird, die beim natürlichen Hören für die Verarbeitung dieser Frequenz zuständig sind, kann das Gehirn den korrekten Ton verstehen.[7]
“It is generally believed that frequency-place matching of characteristic frequencies in cochlear implant electrodes to code appropriate neural elements is beneficial for functional outcome.”
Ein Elektrodenträger kann nur jene Bereiche stimulieren, die er erreicht. Ist er zu kurz, um Areale hinter den ersten anderthalb Cochlea-Windungen elektrisch zu reizen, werden die in diesen Arealen verarbeiteten niederen Frequenzen nicht korrekt stimuliert. Doch genau diese tiefen Frequenzen sind ein wichtiger Schlüssel zu einer natürlicheren Klangqualität mit einem Cochlea-Implantat. Zahlreiche Studien belegen, dass die exakte Übereinstimmung von Tonhöhe und Stimulationsort in der Cochlea der einzig zuverlässige Weg zu einer möglichst naturgetreuen Tonhöhenwahrnehmung mit dem CI ist.[8][9][10][11][12][13][14]
Natürliche Tonhöhenübereinstimmung mit MED-EL FineHearing
Die FineHearing Klangkodierung der MED-EL Cochlea-Implantate ahmt die natürliche zeitliche Kodierung der niederen Frequenzen nach und sorgt für einen tonotopen Abgleich über die gesamte Cochlea hinweg.
Ortsspezifische Stimulationsraten führen zu einer bislang unerreichten Wiederherstellung tonotoper Tonhöhenwahrnehmung bei Menschen mit CI.
Zusätzlich zum tonotopen Abgleich spielen die ratenbasierte Kodierung [13], FineHearing und die phasenstarre Stimulation in der apikalen Cochlea-Region eine entscheidende Rolle in Bezug auf eine hohe, möglichst natürlich Klangqualität mit dem CI.
4. Eine tiefer eingeführte Elektrode unterstützt den Musikgenuss
Decken Elektrodenträger mehr als die ersten anderthalb Cochlea-Windungen ab, lassen sich auch die für die tiefen Frequenzen zuständigen Nervenstrukturen elektrisch stimulieren. Wie wir im weiteren Verlauf zeigen werden, gelingt dies nur mit MED-EL Elektrodenträgern. Durch diese einzigartige apikale Cochlea-Stimulation sind Menschen mit MED-EL Cochlea-Implantaten in der Lage, Basstöne auch wirklich als solche wahrzunehmen.[15][16]
“Cochlear implant users with greater apical stimulation made sound quality discriminations that more closely resembled those of [normal hearing] controls for stimuli that contained low frequencies.”
Dank der ausgefeilten Klangkodierungsstrategien und der langen Elektrodenträger sorgen unsere Implantate dafür, dass alle Tonhöhen und die feinen Nuancen von Musik hörbar werden. Diese Präzision und Klangfülle machen MED-EL Cochlea-Implantate zur idealen Wahl für alle, die Musik nicht nur wahrnehmen, sondern genießen möchten.
“After losing my hearing, it was difficult to listen to music. And now with the cochlear implant, I can hear more overtones and undertones. I appreciate music to the fullest.”
5. Cochleae variieren in Größe und Form
Eine weitere aktuelle Metaanalyse quantifizierte die Variation von acht Cochlea-Dimensionen aus 33 Studien, welche die Einschlusskriterien erfüllten.[17] Anhand der Daten von 5.791 Cochleae fasste die Studie die gewichteten Mittel- und Spannweitenwerte zusammen, einschließlich der Länge des Ductus cochlearis und der Cochlea-Höhe. Die mittlere Länge des Ductus cochlearis wurde mit 33,04 mm berechnet, wobei die Spanne von 28,2 bis 36,4 mm reichte (n = 2.252). Die Höhe der Cochlea betrug im Mittel 5,14 mm, wobei die Spanne von 2,8 bis 6,9 mm reichte (n = 2.098).
“We know there’s a huge variation in sizes from cochlear lengths. The organ of Corti, the cochlear duct length varies from 25– 36 millimeters. Really this is a 50% change, from one patient to another patient. This is a huge advantage that we can individualize the choice of these electrode lengths.”
Wie bereits erwähnt, verfolgen wir bei MED-EL eine klare Philosophie: Das Implantat soll sich dem Nutzer anpassen, nicht umgekehrt. Kein anderer CI-Hersteller bietet eine derart umfassende Auswahl an Elektrodenträgern, um den unterschiedlichen Größen und Formen der menschlichen Cochlea gerecht zu werden.
Wir empfehlen Chirurg*innen, die intuitive OTOPLAN Software in die Planung von Implantationen einfließen zu lassen, um präoperativ auf Grundlage exakter Vermessungen der Cochlea die passende Elektrode in der Cochlea zu visualisieren. Die Auswahl aus sechs flexiblen Elektrodenträger mit einer Länge von 22 bis 34 mm erlaubt es, jede Cochlea zur Gänze zu stimulieren.
FLEX Elektroden: Individualisierte Cochlea-Implantate für jede Cochlea
Wie sehr Cochlea-Größen variieren, lässt sich daran erkennen, dass mit demselben Elektrodenträger-Modell bei unterschiedlichen Patient*innen völlig andere angulare Insertionstiefen erzielt werden. Eine Analyse von 47 Implantationen mit der FLEXSOFT Elektrode von MED-EL zeigte Insertionstiefen zwischen 581° und 675° (der Mittelwert lag bei 628°).[18] Tiefere Insertionen führten zu besserer Tonhöhenwahrnehmung mit dem CI:
“Small cochlea size corresponded to higher insertion angle and reduction of tonotopic mismatch on a 28-mm-long straight lateral wall electrode array. Tonotopic mismatch could be minimized preoperatively by choosing electrode arrays according to the individual cochlear morphology and postoperatively by appropriate frequency fitting.”
Unten sehen Sie die Mittelwerte und Standardabweichungen des postoperativen Insertionswinkels von am Markt erhältlichen Elektrodenträgern. Aus der Grafik lässt sich ablesen, dass die FLEX28 und FLEXSOFT Elektrodenträger von MED-EL im Schnitt Insertionstiefen aufweisen, die weiter als anderthalb Windungen in die Cochlea reichen.
Nur MED-EL Elektrodenträger erreichen mehr als anderthalb Cochlea-Windungen
6. Selbst die kleinste Cochlea bietet Platz für eine FLEX Elektrode
Die FLEX Elektrodenträger von MED-EL verfügen über die einzigartige FLEX Tip Technologie, also flexible, abgerundete Spitzen, die beim Einführen der natürlichen Form der Cochlea folgen. Durch diese schonende Insertion wird vermieden, dass die Elektrode die Basilarmembran durchstößt und in die Scala vestibuli abweicht.[19]
Neueste Synchrotron-Aufnahmen belegen außerdem, dass selbst in der kleinsten Cochlea ausreichend Platz besteht, um eine FLEX Elektrode über eine Länge von bis zu zwei Windungen in der Scala tympani aufzunehmen.[20]
FLEX Elektroden: Dünne, lange Elektrodenträger zur Stimulation der gesamten Cochlea
Micuda et al., 2024. Synchrotron-Vermessungen der Scala tympani
“This study represents a wide variability in cochlear morphology and suggests that even in the smallest cochlea, the scala tympani can accommodate a 0.4 mm diameter electrode up to 720°. Additionally, all lateral wall array trajectories were within the anatomically accommodating insertion zone.”
7. Die Elektrode sollte immer zur jeweiligen Cochlea passen
Zur Ermittlung der optimalen Elektrode für eine tiefere Insertion als anderthalb Windungen bietet sich die chirurgische Planungssoftware OTOPLAN mit der Möglichkeit zur Elektrodenvisualisierung in der jeweiligen Patienten-Cochlea an. OTOPLAN nutzt präoperative Bilder der Cochlea zu deren exakter Vermessung und stellt sie dreidimensional dar. Mithilfe von Parametern wie der Länge des Ductus cochlearis oder der Cochlea-Höhe lassen sich Elektrodenträger virtuell einführen, um die optimale Länge besser einschätzen zu können.[21]
“3D reconstruction provides excellent visualization of the cochlea and avoids errors evident in other methods.”
Die 2024 veröffentlichte Version von OTOPLAN ermöglicht die rasche und detailgenaue 3D-Rekonstruktion des kompletten Innenohrs inkl. Cochlea, Scala tympani, Scala vestibuli, Rundfenstermembran, knöchernem Überhang, Bogengängen und dem inneren Gehörgang.
In dieser Rekonstruktion lassen sich unterschiedliche Elektrodenträger virtuell in die Cochlea einführen, um Insertionswinkel und Frequenzabdeckung zu visualisieren. Darüber hinaus unterstützt die dreidimensionale Darstellung die spätere Platzierung des Implantats und damit des Audioprozessors, was insbesondere für bilateral implantierte Personen von Bedeutung für das ästhetische Ergebnis ist.
8. Die anatomiebasierte Anpassung von MED-EL kann Hörresultate optimieren
Nur die Elektrodenträger von MED-EL sind darauf ausgelegt, die Cochlea zur Gänze zu stimulieren und damit ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Soll ein möglichst exakter tonotoper Abgleich und damit ein noch natürlicheres Hörgefühl erreicht werden, müssen die langen Elektrodenträger mit anatomiebasierter Anpassung (anatomy-based fitting, ABF) kombiniert werden. Diese einzigartige Funktion in der MAESTRO Anpasssoftware von MED-EL kann das Hörresultat zusätzlich verbessern – Voraussetzung für eine signifikante Verbesserung durch ABF ist allerdings eine Einführtiefe des Elektrodenträgers von anderthalb Windungen oder mehr.
“ABF can be used to fit experienced bilateral cochlear implant users; it improves speech perception, especially in noise, and self-perceived sound quality. ABF fitting is a promising approach to match the input from both CIs, thereby providing access to binaural processing.”
Mithilfe der anatomiebasierten Anpassung können die stimulierten Frequenzen noch präziser auf die natürliche tonotope Karte jeder Cochlea abgestimmt werden.
Durch die Kombination von Bilddaten aus OTOPLAN und MAESTRO 10 lassen sich die Mittenfrequenzen gemäß der genauen Position jedes einzelnen Elektrodenkontakts in der Cochlea zuweisen. Verfügbar ist diese innovative Funktion für alle Nutzer*innen eines SONNET 2, SONNET 2 EAS oder RONDO 3 Audioprozessors.
“The smaller the frequency-to-place mismatch, the better the initial speech perception in noise results of the CI recipients.”
“Methods to minimize electric mismatches, such as place-based mapping procedures, may support better early speech recognition for [similar patient populations of EAS users].”
Noch ist diese Art der ortsspezifischen, anatomiebasierten Frequenzanpassung relativ neu. Erste Studien dazu zeigen jedoch vielversprechende Ergebnisse – insbesondere bei Personen mit bilateraler CI-Versorgung oder EAS-System. ABF dürfte außerdem für einen rascheren Hörerfolg nach der CI-Operation sorgen.
Was die Umsetzung anatomiebasierter Anpassung nun noch einfacher macht: Mit der 2024 veröffentlichten Version von OTOPLAN genügt bereits ein einfaches Röntgenbild, um die exakte Position jedes einzelnen Elektrodenkontakts in der Cochlea ermitteln zu können.
9. Gesunde, funktionsfähige Strukturen der Cochlea erhalten
Ein taubes Ohr ist kein totes Ohr. Das Design des Elektrodenträgers spielt eine entscheidende Rolle zur Erhaltung neuraler Cochlea-Strukturen. CI-Technologie und allgemein die medizinische Versorgung von Hörverlust entwickeln sich stetig weiter. Noch ist offen, welche Methoden und Wege es in der Zukunft geben mag, um das Resthörvermögen und verbliebene funktionale Strukturen im Innenohr zur Wiederherstellung des Gehörs zu nutzen. Allein die Erahnung solcher zukünftigen Technologien und Therapien macht es geradezu notwendig, Implantationen möglichst schonend durchzuführen. Je weniger die sensiblen Cochlea-Strukturen im Zuge der CI-Versorgung beschädigt werden, desto größer wird die Chance sein, von zukünftigen Entwicklungen zu profitieren.
Die FLEX Elektrodenträger von MED-EL tragen erwiesenermaßen zum Erhalt der Cochlea-Strukturen bei. Zwei Belege dafür liefern die hervorragenden Hörresultate von MED-EL Nutzer*innen mit EAS-Systemen sowie die hohe Rate an erfolgreichen Elektrodenträger-Platzierungen in der Scala tympani.
Menschen, die ein EAS-System bekommen, verfügen präoperativ über ein substanzielles Resthörvermögen. Langfristiges postoperatives Resthörvermögen nach der Implantation mit einer FLEX Elektrode ist ein starkes Indiz dafür, dass die natürliche Anatomie und Physiologie der Cochlea erhalten werden konnten. Etliche Studien zeigen, dass flexible, weiche Elektrodenträger einen solchen Strukturerhalt in der Cochlea ermöglichen.[22][23][24][25]
Durchschnittliche Platzierungsrate in der Scala tympani
Literature Search Report (2020). MED-EL, Data on File. n=1,399
Deviationsrate in die Scala vestibuli
Jwair et al., 2020
“If one aims to minimize clinically relevant intracochlear trauma, lateral wall arrays would be the preferred option for cochlear implantation.”
Steife, vorgeformte Elektroden neigen wesentlich stärker dazu, die filigrane Basilarmembran zwischen Scala tympani und Scala vestibuli zu beschädigen. Die flexiblen MED-EL Elektrodenträger lassen sich mit einer nahezu 100-%-Erfolgsrate in die Scala tympani einführen. So bleiben die winzigen, empfindlichen Strukturen im Cochlea-Inneren erhalten, was am Ende zu einem besseren Hörresultat beiträgt.
Auch hier bietet die neue OTOPLAN Version eine praktische Funktion: Durch Image Fusion lassen sich Bilder aus unterschiedlichen Zeiträumen (prä- und postoperativ) und Modalitäten (CT und MRT) zusammenführen, um eine noch genauere visuelle Information zu erhalten. Konkret kann dieses Verfahren unter anderem dazu genutzt werden, die postoperative Lage aller Elektrodenkontakte mittels CT-Daten zu bestätigen.
Weitere Informationen
Wenn Sie mehr über die FLEX Elektrodenträger von MED-EL wissen möchten, kontaktieren Sie bitte Ihr lokales MED-EL Team.
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Dillon, M. T., Canfarotta, M. W., Buss, E., Rooth, M. A., Richter, M. E., Overton, A. B., Roth, N. E., Dillon, S. M., Raymond, J. H., Young, A., Pearson, A. C., Davis, A. G., Dedmon, M. M., Brown, K. D., & O’Connell, B. P. (2023). Influence of Electric Frequency-to-Place Mismatches on the Early Speech Recognition Outcomes for Electric–Acoustic Stimulation Users. American Journal of Audiology, 32(1), 251–260. https://doi.org/10.1044/2022_aja-21-00254
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ABF
anatomiebasierte Anpassung
anatomy-based fitting
CI
CI-Elektrode
Cochlea-Implantat
Cochlea-Implantat-Elektrode
cochlear implant
Einführtiefe
electrodes
Elektrode
Elektrodenträger
FLEX electrode arrays
FLEX Elektrode
flexible Elektrode
Ganglion spirale
individualisiert
Insertionstiefe
Insertionswinkel Cochlea
otological surgery
OTOPLAN
perimodiolar
scala tympani
SYNCHRONY
SYNCHRONY Cochlear Implant
Synchrotron
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Der Inhalt dieser Webseite dient nur zur allgemeinen Information. Es werden keine medizinischen Ratschläge gegeben. Kontaktieren Sie bitte Ihren Arzt oder Hörspezialisten und lassen Sie sich dort beraten, welche Hörlösung in Ihrem Fall geeignet ist. Nicht alle der gezeigten Produkte, Produktfunktionen oder Indikationen sind in allen Ländern zugelassen bzw. verfügbar.
Manfred Goldbacher
August 30, 2024
Es hilft mir sehr für die bevorstehende Implantation im Herbst bei der Besprechung mit meinem operateur über die aufgezeigten Möglichkeiten für die Elektrodenauswahl ein Wort mitzudiskutieren.Ich bin bereits auf einem Ohr mit CI versorgt hatte aber keine Möglichkeit darüber Informationen zu erhalten.Trage das Implantat bereits 1Jahr und habe immer noch Probleme mit leisen Tönen .Vieleicht war die Auswahl der Elektrode nicht ganz optimal.Jetzt nach ihren Informationen kann ich mich dazu auch einbringen und Wünsche dazu äußern mich nach ihrer Aussage zu richten und den Arzt dazu befragen was er vorhat mit der Auswahl bezüglich der Elektrodenwahl vor allem der Länge.
MED-EL
September 06, 2024
Lieber Manfred, es freut uns sehr, dass unser Blogbeitrag hilfreich für Sie ist, und wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre bevorstehende OP! Anatomiebasierte Anpassung (ABF) kann zu einem besseren Hörresultat beitragen. Wenngleich die Forschung in Bezug auf individualisierte CI-Versorgung und ABF noch ziemlich am Beginn steht, lassen sich doch bereits einige interessante Beobachtungen machen. In unserem Blogbeitrag dazu finden Sie noch weitere Details: https://blog.medel.pro/de/produkte-neuheiten/anatomiebasierte-anpassung-zur-uebereinstimmung-von-tonhoehe-und-stimulationsort/ Auch wenn Ihr aktuelles Hörresultat vielleicht noch nicht Ihren Vorstellungen entspricht, lassen Sie sich nicht entmutigen: Jede Hörreise ist einzigartig und braucht ihre Zeit. Liebe Grüße, Barbara
Manfred Goldbacher
August 31, 2024
sehr informative darstellung für Patienten um sich zu orientieren bei der nächsten Implantation des 2 Ohres. Trage schon seit einen Jahr ein Rondo 3 und stehe jetzt vor der 2. OP Leider habe ich immer noch Probleme mit leisen Tönen laut Logopädin müsste es schon besser sein.Ich hoffe das alles noch besser wird mit dem 2.Ohr damit ich das Optimum erreichen kann mit dem Hörvermögen.
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