Chirurgie

BONEBRIDGE statt BAHA: Fallbericht mit OP-Video

Nach mehreren unterschiedlichen Hörlösungen, die zu keinem nachhaltigen Erfolg geführt hatten, wurde ein 13-jähriger Spanier nun bilateral mit aktiven, transkutanen BONEBRIDGE Implantaten versorgt. Chirurgin Dr. Estefanía Berrocal und Chirurg Dr. Francisco Javier Aguilar erklären in unserem heutigen Fallbericht, welche Herausforderungen das Ersetzen eines alten Implantats mit sich bringt und warum das BONEBRIDGE Implantat die „erste Wahl bei Kindern“ ist.

BONEBRIDGE

BAHA1 raus, BONEBRIDGE rein. Was hier in wenigen Worten zum Ausdruck kommt, markiert das glückliche Ende einer langen, von etlichen Höhen und Tiefen geprägten Geschichte eines jugendlichen Patienten mit Schallleitungsschwerhörigkeit. Das Explantieren seiner BAHA Implantate sowie das Einsetzen der BONEBRIDGE Implantate erfolgten im Universitätskrankenhaus Virgen Macarena in Sevilla (Spanien) – das untenstehende OP-Video stammt von Dr. Francisco Aguilar, der die linke Seite operierte.

Eckdaten zur Implantation:

  • Patient zum Zeitpunkt der BONEBRIDGE Implantationen 13 Jahre alt
  • Diagnose: bilaterale Schallleitungsschwerhörigkeit mit Mikrotie
  • Spätere Pinna-Rekonstruktion geplant
  • Vorgeschichte: perkutanes BAHA, passives BAHA, KL-Stirnband

Schwierige Vorgeschichte

Beim Patienten handelt es sich um einen 13-jährigen Jugendlichen mit bilateraler Mikrotie und moderatem Hörverlust (50 dB). Im Alter von drei Jahren wurde er in Barcelona bilateral mit perkutanen, knochenverankerten Implantaten (Baha© Connect2) versorgt. Während es rechtsseitig zu einer Osteonekrose und einer spontanen Extrusion des Implantats kam, traten linksseitig schwerwiegende dermatologische Komplikationen auf. Mit sieben Jahren erfolgte daher ein Eingriff zur Implantation einer passiven, transkutanen Knochenleitungslösung (Baha© Attract2) samt Hautplastik im Universitätskrankenhaus Virgen Macarena in Sevilla.

„Trotz guter Hörresultate zeigte der Patient zunehmende Hautirritationen mit Schmerzen, Haarausfall und einer extremen Ausdünnung der Haut“, berichtet Dr. Berrocal. Dies habe schließlich dazu geführt, dass er den Audioprozessor nicht mehr nutzte und stattdessen ein Knochenleitungsstirnband trug. „Mit 12 Jahren lehnte er aus ästhetischen Gründen ab, das Stirnband weiter zu tragen, was seine sozialen Beziehungen einschränkte“, führt Berrocal weiter aus. Dies sei der Hauptgrund dafür gewesen, ein neues, aktives transkutanes Implantat in Betracht zu ziehen.

Chirurgische Herausforderungen

Faktoren wie Ästhetik, der Umgang mit atrophischem Hautgewebe, die Explantation des bestehenden Implantats sowie die für später geplante Pinna-Rekonstruktion beeinflussten nicht nur den Entscheidungsprozess für die BONEBRIDGE, sondern auch das chirurgische Vorgehen. Um die Haut im Bereich des Mastoids für die Pinna-Rekonstruktion zu erhalten, entschied sich das medizinische Team für eine Implantation des BCI 602 Implantats in die Fossa media.

Bei der bogenförmigen Inzision und der Präparation der subperiostalen Tasche lag besonderes Augenmerk darauf, Verletzungen der atrophischen Haut zu vermeiden. Aus demselben Grund entfernte Aguilar zwar den Implantat-Magneten, nicht aber die im Knochen verankerte Schraube des zu explantierenden BAHA Implantats. „In jedem anderen Fall kann man über die Entfernung der Schraube nachdenken und die BB in derselben Operation dort einsetzen, wo die Schraube war“, erklärt Aguilar. Bei diesem Patienten sei aber entscheidend gewesen, „Manipulationen in jenem Bereich zu minimieren, wo sich atrophische Haut mit hohem Perforationsrisiko“ befand.

BONEBRIDGE bringt deutliche Verbesserung

Mit dem Resultat der bilateralen BONEBRIDGE Versorgung zeigen sich die beiden Ärzte sehr zufrieden: „Die funktionelle Leistung ist außergewöhnlich gut und der Jugendliche hat keinerlei Beschwerden während der Anwendung. Und auch aus ästhetischer Sicht erkennen er und seine Angehörigen eine herausragende Verbesserung im Vergleich zu seinen früheren Hörlösungen.“

Berrocal

„Die Einbettung des BCI 602 erhöht die Stabilität und verringert das Vorstehen der Haut.“

Dr. Estefanía Berrocal

Aguilar

"Bei diesem Patienten war entscheidend, Manipulationen der atrophischen Haut mit hohem Perforationsrisiko zu minimieren."

Dr. Francisco Aguilar

Die Kombination der BONEBRIDGE aus Hörleistung, Sicherheit und Ästhetik begeistert die erfahrenen Chirurgen, in deren Zentrum seit mehr als zehn Jahren Knochenleitungssysteme – bis dato vorwiegend perkutane und passive – implantiert wurden. Dadurch, dass das BONEBRIDGE Implantat aktiv und transkutan sei, würden häufige dermatologische Probleme vermieden, ohne auf die Hörqualität verzichten zu müssen, ist Berrocal überzeugt. Zudem schätzte sie den biegbaren Übergang des BCI 602, der es ermögliche, „das Implantat flexibel an die anatomischen Gegebenheiten des Patienten anzupassen“.

„Erste Wahl“

Die Einbettung des Wandlers biete zwei zentrale Vorteile: „Zum einen vergrößert sich die Kontaktfläche mit dem Knochen, was die Stabilität erhöht. Und zum anderen verringert die Einbettung das Vorstehen der Haut“, erläutert Berrocal und betont, wie wichtig es gerade bei Kindern und Jugendlichen sei, die ästhetischen Auswirkungen so minimal wie möglich zu halten. Vor dem Hintergrund aller erwähnten Vorteile resümiert Berrocal, dass die BONEBRIDGE „zweifellos meine erste Wahl bei Kindern ist, welche in den audiologischen Indikationsbereich fallen“.

Kurz-Video zum Fallbericht

Sehen Sie hier eine Videozusammenfassung des Eingriffs von Dr. Aguilar (Baha© Explantation und BCI 602 Implantation). Das Video wurde nicht von MED-EL erstellt, die Rechte liegen beim Operateur.

KLICKEN SIE HIER, um das OP-Video anzusehen.

Chirurgische Schritte, die Sie in diesem Video zu sehen bekommen:

  • Inzision
  • Entfernung des Baha© Magneten
  • Vorbereitung des Implantatbetts
  • Bohren des Implantatbetts
  • Platzierung des BCI 602
  • Fixierung mittels selbstbohrender Schrauben
  • Wundverschluss

Zum Weiterlesen und Weitersehen

Dass perkutane Implantate explantiert und durch aktive, transkutane Implantate ersetzt werden, kommt immer wieder vor. Hier sehen Sie einen der oben beschriebenen Patientengeschichte ähnlichen Fall aus Deutschland: Prof. Robert Mlynski, Direktor der HNO-Klinik an der Universitätsmedizin Rostock, referiert in diesem Video-Vortrag spannend und detailreich über einen Jugendlichen, bei dem ebenfalls ein perkutanes Baha© Connect entfernt und stattdessen ein aktives, transkutanes BCI 602 Implantat eingesetzt wurde.

>> zur Video-Fallstudie von Prof. Mlynski

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Referenzen:

  1. Bone-anchored hearing aid (knochenverankertes Hörgerät)
  2. Bei diesem Implantat handelt es sich um ein Produkt des Unternehmens Cochlear Ltd.

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